RE: Wind in den Schatten -
Durgarnkuld - 13.11.2022
Mit der üblichen Bedachtsamkeit der Bürokraten wurde Luca empfangen – nicht unfreundlich, aber auch nicht aus der Fassung gebracht. Eine Weile wurden Dokumente abgeglichen, das Anliegen genau schriftlich festgehalten, bevor die Kapitänin in eine Empfangshalle zum Warten vorgeführt wurde.
Wie viel galt ihr einstiger Titel noch? Die Fürstin war immerhin als Verräterin von ihrem Vater selbst gehängt worden und unter dem Sohn sollte es einige Reformen geben, um solch eine Unterwanderung niemals wieder zu erlauben. Womöglich war gar ihre frühere Ehrung eher ein Hindernis.
Aber es war zu spät, sich jetzt noch Gedanken dazu zu machen und zu zaudern. Es mochte Luca wie eine Ewigkeit vorkommen, aber tatsächlich kam sie, wenn man bedachte, dass sie keine langwöchige Voranmeldung getätigt hatte, relativ früh in die Hallen des jüngsten Fürsten Andreas. Auf seinem Herrscherthron saß er und lauschte Lucas Bericht, zunächst ungerührt, das Kinn auf die Faust gestützt. Ein paar Berater standen ihm zur Seite, die ab und wann etwas zuflüsterten.
Lucas Redekunst war entweder nicht so ausgeprägt, wie sie hoffte, oder aber war nicht geeignet am Hofe zu glänzen und eher für die raubeinigen Seebären abgestimmt. Zumindest war keiner sogleich sichtlich hingerissen und alarmiert. Entsprechend konnte sie beinahe ihr eigenes Zähnemahlen hören, als die Augenblicke verstrichen in zähen Tropfen. Endlich aber richtete sich Fürst Andreas Thensen an die Kapitänin.
»Es ist bedauerlich, dass die meisten Eurer Glanztaten in der Regierungszeit Unserer Schwester geschahen. Wie Ihr wohl wisst, liegt ein nicht zu tilgender Schatten über jener Epoche, die Wir gedenken hinter Uns zu lassen.«
Eine kurze Sprechpause, während der Fürst auf goldenes Kelchsymbol, das seinen Thron zierte, mit einem fast meditativen Blick bedachte.
»Aber Wir wollen die Unzulänglichkeiten Anderer nicht gegen Euch halten. Valgard ist eine Sorge – ihr Aufstreben zur Macht ist binnen kürzester Zeit mit erstaunlichen Fortschritten gesegnet gewesen. Insofern kommt Uns diese Unterbrechung durchaus gelegen.«
Abermals ein längeres Schweigen, da die Höflinge sich dem Stadtherrscher zuwandten.
»Aber Wir erkennen durchaus die Notwendigkeit Eurer Schilderungen, die zu Taten drängen. Wir können keine offenen Bündnisse hier und jetzt nun beschließen. Ihr kennt selbst die alten und neuen Verbrechen Valgards. Die Bevölkerung würde sich gegen Uns wenden, verhandelten Wir Usurpatoren der Gnomenlande. Aus Weitsicht mag es aber geschuldet sein, einstweilen gegen denselben Feind von Frieden und Ordnung vorzugehen.«
Ein Wink zu einem Schreiberling, der sogleich hervortrat und Siegel sowie Wachs bereit hielt.
»Nehmt diesen Diplomatenbrief, der sollte eine Unterredung mit den Führern Valgards mit Mîrhavens Segen erlauben und das nötige Gewicht beilegen. Sollten diese Piraten Erfolg bei Valgard verzeichnen, könnten sie schließlich auch Mîrhavens Prosperität noch mehr beeinträchtigen als bislang. Und einen weiteren Inselanteil wie die verfluchten Elfenauen halten Wir ebenso für nicht hinzunehmen.«
Das Wachs tropfte, das Siegel wurde abgewälzt, um den Bescheid zu autorisieren. Der Schreiberling trat zu Luca und überreichte ihr mit leichter Verneigung das Diplomatsschreiben, ehe sie mit einem Wink entlassen wurde.
Gemeinsam war man zum Leuchtturm gereist, der von einem unseligen Nebel umhüllt war. Das Licht, welches eigentlich sichere Fahrt gewährleisten sollte, wirkte blass und gespenstisch dieser Stunde. Luca erkannte bei ihrem Nachreisen diesen Nebel, der Griffos Ogerschiffe bereits zuvor umspielt hatte bei seiner Hetzjagd nach ihr und ihrer Mannschaft.
Wie sie erfahren hatten, kampierte der korrupte Halbling in den Grotten, die von seinen Ogern bevölkert waren. Wackere Matrosen der
Neptulon sagten ihre Unterstützung zu, als es in Beibooten an Land ging, während Kommodore Reeper die übrige Ogermannschaft auf dem Flaggschiff des Konzilkapitäns ablenkte und sich ein Seerennen lieferte inmitten der verschleiernden Nebelbänke.
Die Oger erwiesen sich als harte Gegner, die mit wenigen Streichen einen gestandenen Krieger zerschmettern konnten. Nicht wenige Register an Magie und Heilkraft mussten aufgewandt werden, um selbst mit großer Überzahl die Ungeheuer zu überwältigen und endlich in den tiefsten Ebenen, einem verlassenen Goldstollen, auf den Entführer und Entführten zu treffen.
Ein missgestalteter Oger trug bei sich und
in sich mehrere verderbte Relikte guten und rechtschaffenen Glaubens, ein ganzer Waffenschrank im Fleisch des Ungetüms. Der Kampf entbrannte und trotz der Überzahl wähnte sich der mörderische Halbling stets siegesgewiss. Magie und Klinge konnten Griffo kaum beikommen und seiner eigenen finsteren Magie.
Den Höhepunkt aber stellte besonderes Artefakt dar, welches mit seinem Einsatz den Hin in Spiegelsplitter zerfallen ließ, die sich mehrten und mehreren Kopien aus ihnen herausfallen ließ. Allesamt mit den einzigen Gefühlsregungen auf den Fratzen, die er wohl noch kannte. Hass, Abscheu, Verachtung …
Unter dem Ansturm so vieler Attentäter forderte es doch bedrückend viel Blutzoll aller Abenteurer und die Vervielfältigung der Kopiescherben stellte eine Hürde da, je aus dem Gefängnis zu entkommen, das Griffo ihnen damit bereitet hatte. Selbst als Magil Salzbart endlich eintraf, um Feuerkraft zur Seite zu stellen, schien es aussichtslos.
Gemeinsam fanden sie aber inmitten aller Scherben von Griffos Geist eine letzte, die einen anderen Halbling zeigte. Ergriffen sahen sie mit einem Übertritt in einen letzten, versteckten Bereich den alten Freund Salzbarts. Ein Halbling, der wagemutig war, aber nicht grausam. Der einst mit dem Zwerg Ogerkönige ohne Gewalt überlistet hatte, Baneiten Besen als Schwerter verkaufte, Sklavenkinder befreite …
Aber dieser letzte Nachhall Griffos war nur noch das. Verborgen allein durch das Spiegelartefakt barg er seine gesamte Existenz. Sein Schicksal war besiegelt gewesen, als er auf seiner Flucht aus der Zhentilfeste mit Magil einem letzten Drang von Neugier und finsterer Einflüsterung gefolgt war, um eine Kammer aufzusuchen, wo ein Buch lag. Rabenschwarz war der Ledereinband, in dem eingeprägt ein Muster kleiner grinsender Schädel zu sehen war. Szenen von Chaos und Folterqualen, überzogen mit Sonnenstrahlen waren im Hintergrund zu sehen. Golden und schwer waren die geöffneten Haltespangen des Buches. Ein faustgroßer Schädel starrte auf dem Einband dem Betrachter entgegen. Und einmal begonnen zu lesen, konnte der Halbling nicht mehr halten. Man sah das Grauen in seinem Gesicht jener fragmentarischen Erinnerung und jene Verwandlung hin zu dem Cyricer, der keine Scheu hatte, Echsenmenschen bei lebendigem Leibe zu häuten.
Griffo war vergangen – aber mit einem letzten Gebet an Brandobaris schenken die Abenteurer ihm Frieden. Oder zumindest die Gewissheit, dass seine pervertierte Gestalt keinen Schaden mehr anrichten würde. Der Tod jenes Spiegelfragmentes zollte auch den Tod des Griffos jenseits dieser Welt, die damit verging.
Magils Trauer und Zorn war unermesslich. Der lachende Zwerg, der Rache schwor an Cyric und seinen Schergen, dass sein Freund ihm so geraubt worden war.
Im Gang zurück zu ihren Schiffen konnte noch der Leuchtturm gesäubert werden von einem letzten Ogerwächter, der ein Nebelhorn mit verblassten Verzierungen gehütet hatte. Das Licht kehrte zurück, um sichere Fahrt zu gewährleisten.
Der missgestaltete Oger, der die verderbten Relikte in sich getragen hatte, war von einigen befreit worden und stumm mit an Bord genommen, auch wenn die Matrosen sichtlich skeptisch waren. Immerhin hatten seine Artgenossen bis vor kurzem noch versucht sie alle zu fressen und Bjoskar den Nordmann im Gefecht zermatscht.
Griffos Flaggschiff, die
Ungezähmt, war nach seinem Ableben davongesegelt. Und mit ihr eine Seite des verderbten Buches, die sie versprochen hatte, zu vernichten. Zumindest hatte die
Neptulon aber in der Zeit keinen erheblichen Schaden genommen. Einige Felsen hatten sie gestreift und auf der Fahrt musste man ausbessern, aber man war noch seetauglich.
Mit all diesen Eindrücken stachen Lucas Schiff, Magil und Kommodore Reeper also wieder in See. Die finsteren Gewitterwolken über Valgard wurden dichter. Etwas lag in der Luft … ein Kommen von etwas Großem. Und der Sturm der Echsenmenschen würde bald in der Bucht stattfinden. Es blieb nur wenig Ruhe für die Gefährten auf ihrer Fahrt, um sich von ihren Wunden zu erholen und einige Zauber in Meditation oder Gebet wieder zu erlangen.
RE: Wind in den Schatten -
Samy - 01.12.2022
Lucas Weg nach der Audienz führte sie zuerst einmal zur Arena. Ihre Kiefer schmerzten vom langen Zähneknirschen und -mahlen vor und während der Begegnung mit dem Fürsten und sie brauchte einen guten Schluck Rum, oder auch mehrere.
Beim Weg dorthin fühlte sich der gesiegelte Brief des Fürsten bei jeden ihrer Schritte schwerer und schwerer an.
((Fortsetzung folgt, bin diese Woche nur schwer im Stress aufgrund Arbeit und anhaltender Migräne))
RE: Wind in den Schatten -
Ritterin - 01.12.2022
2022-12-01 POST Heilige Messe des Tyrannos nach der Schlacht gegen die Ertrunkenen im Hafenviertel von Valgard
Musik: Two Steps From Hell - Heart of Courage
Die Tyrannos-Klerikerin Keara war nach dem Kampf gegen die Umberlee-Priesterin länger benommen, als ihr lieb war. Eis, Schmerz, Kälte und viel zu viel Wasser und jede Einzelheit der kurzen, aber heftigen Schlacht des Keils aus Tyrannenstreiter, den die Ritterin gebildet hatten sich in ihr Hirn eingebrannt, als müsste sie die Bilder jetzt für immer sehen… für immer das Gefühl durchleben, als die Wassermassen über ihr zusammenbrachen. Doch schlagartig wurden ihre Gedanken klar und sie wusste ganz genau was jetzt zu tun war.
Die Lady führte die Streiter, deren Namen sie sich genau in prägte, zum Tyrannos Heiligtum, ließ sich empfangen und zelebrierte eine große Messe, die die Zurückdrängung der Untoten im Hafenviertel von Valgard feierte und die diese sechs Streiter feiern, die mit ihr den Keil gebildet hatten. Ihre eigene Huldigung kam auch nicht zu kurz, doch der der Name dessen indem Keara alles gewirkt wurde, überstrahlte in grün und schwarz alles, als die Klerikerin den Herrn der Finsternis immer und immer wieder pries.
„TYRANNOS, in EUREN heiligen Namen kämpften wir! Tyrannos in Eurem heiligen Namen siegten wir!“ Am Ende der Zeremonie ließ jeden in der Messe die Macht des Gottes sehen, in dem Keara – so ihr die Kraft blieb nach der heftigen Schlacht - wie sie durch SEINE Kraft SEINE Streiter heilte und ganz zum Schluss sich selbst.
RE: Wind in den Schatten -
Samy - 04.12.2022
Noch vor den Ereignissen am Leuchtturm
Lucas Besuch in der Arena währte nur kurz genug, um einen ebensolchen Brief an jemanden in Velgard zu schreiben und einem Boten zu übergeben. Es war genau die Zeitspanne, bis die Flut ihren Scheitelpunkt überschritten hatte und mit starker Strömung aus dem hafen gen weite See zurückströmte. Mit dieser setzte die Danlianthol wieder segel und setzte Kurs gen Leuchtturm.
Nach den Ereignissen am Leuchtturm
Langsam sank die noch wärmende Sonne dem fernen Horizont entgegen, die Dämmerung ließ nicht mehr lange auf sich warten. Kein Wind wehte über die stille See, keine Möwe ließ ihr Kreischen erklingen so weit draußen und der salzige Geruch des Meeres kroch über das der Danlianthol sowie der anderen Schiffe.
Die meisten hatten sich auf Lucas Schiff versammelt und saßen um mehrere Kohlefeuer aus schweren Eisenpfannen herum. Essen und Getränke standen waren aufgetragen worden für diese Versammlung - eine Zusammenkunft um sich von all den schrecklichen Geschehnissen zu erholen, wieder zu Kräften zu kommen und derer zu gedenken, die von ihnen gegangen waren. Lieder wurden gesungen und Geschichten erzählt, Lachen wechselte sich ab mit Trübsal und einigen Tränen.
Als die Dämmerung sich durchzusetzen begann, die Schatten der Masten länger wurden als ob Riesen über die Wellen an den Schiffen vorbei schreiten würden, wies Luca Beidou an, drunten im Lagerraum zwei Flaschen eines besonderen Weins zu holen. Muscheln und andere Verkrustungen hatten sich auf den Flaschen festgesetzt, doch die Wachssiegel waren noch intakt und dunkel glänze die Flüssigkeit darin. Tefnek beendete ihre Melodie und elgte die Sitar aus dem Panzer einer großen meereschucldkröte zu Seite als Luca in die Mitte der Versammelten zwischen die glühenden und glimmenden Kohlebecken schritt.
"Dieser Wein stammt aus meiner letzten Heimat und nach dem Schiffbruch zusammen mit meiner Stiefschwester hier an den Stränden des einstigen hohenbrunns habe ich sie vor zwei Jahren aus ihrem dunklen grab unter den Wellen geborgen." Für einen Moment vesank Luca in erinnerungen als ihre Finger über den Rest des ins Glas geprägten Siegels striffen - einem verschlungenen F, das für einen sehr kleinen Ort namens Farnheim stand.
"Nun .... dies ist ein besonderer Wein. Bei den Hins in den Herzlanden gibt es eine Tradition, die mich immer an unsere Geschichten von 1000 un einem Lagerfeuer aus dem leuchtenden Süden erinnert: den Wein der 1000 Winde. Wenn ein junger oder eine junge Hin zu ihren ersten Abenteuern aufbrechen, setzen die Daheimgebliebenen diesen besonderen Wein auf, indem sie alle verschiedene ausgewählte Zutaten besorgen, die mit den jungen Abenteurer zu tun haben. Wenn der Abenteurer nach vielen, vielen Abenteuern wieder kehrt um davon zu erzählen, wird dieser Wein zusammen mit allen anderen geöffnet, um die Heimkehr zu feiern. Das Aroma des Weins, sein Duft ...einfach alles stellt die Verbindung des heimgekommenen Hin mit seiner Heimat dar und empfängt ihn wieder daheim. Dann erzählt er alle seine Abenteuer und alle, die Teile davon miterlebt haben, ebenso. Es heißt, wenn die Abenteuer spannende genug sind, dann wird beim Trinken und Erzählen der Windgott selbst dazu kommen um zuzuhören und vpm Arome des Weines zu kosten. Und beschwipst wird er die Geschichten mit 1000 Winden weitertragen, überall dorthin wo andere Hin die Abenteuer im Wind hören mögen, nachts in ihren träumen, und selbst beschließen, auf Abenteuer zu gehen. Bestimmt kamen so manche Abenteuer auch in die Geschichten von 1000 und einem Lagerfeuer.
Aber .... der Wein wird aus gemeinsam getrunken, wenn ein Abenteurer nciht zurückkehren kann. Dann trinkt man um sich zu erinnern und erzählt seine Geschichten und Abenteuer ... und wenn man darüber keine Gewissheit hat, dann erzählt man eben was gewesen sein könnte. Wir kannten unseren Gegener nicht, aber wir haben etwas über seine Vergangenheit als Hin erfahren. Daher laßt uns nun auch Griffo dem Abenteuer gedenken, hören wir die Geschichten von seinem zwergischen Freund und Gefährten aus glücklicheren Tagen. Ich bin sicher, Shaundakul wird sich zu uns gesellen, vom Wein kosten, den Geschichten lauschen und sie in 1000 Winden über die See tragen und in die Träume junger Hins. Die Weisen sagen, solange man sich an die Gesshichten einer Person erinnert, ist sie nicht wirklich vergangen. Eines Tages wird man unsere Geschcihten an Lagerfeuern erzählen oder auf staubigen papier in dunklen Bücherstuben lesen .. aber egal, denn der Wind kommt durch jede Ritze und lauscht den Geschichten, um sie weiter zu tragen und so Teil der Geschichte unserer Welt werden."
Luca reichte den Wein zu Salzbart. "Öffne ihn und schenk aus .... und dann erzähl uns von Griffos und deinen Abenteuern".
Damit nahm auch Tefnek ihr Instrument wieder auf, um den Umtrunk und die kommenden Geschichten mit leiden Melodien zu untermalen .. und den Windgott noch mehr anzulocken.
((Die Idee zu diesem Text kam durch die im spannenden Plot offenbarte Hintergrundgeschichte des Gegners Griffo. Ursprünglich sollte es nur den Bezug zu den "Geschichten aus 1000 und einem Lagerfeuer" geben, aber dann kam die Inspiration von diesem Spielevent dazu - und ich denke, die Adaption passt einfach zum Volk der Hin :
https://www.youtube.com/watch?v=5_vUmnZaaEU ))
RE: Wind in den Schatten -
Durgarnkuld - 08.12.2022
Die gebeutelten Matrosen gesellten sich zwischen der
Danlianthol und
Neptulon zu dem kurzen Aufatmen, sobald sie versorgt waren und nicht mehr in Lebensgefahr waren. Hier und da wurde eine wackere Seefrau an den Schultern gestützt, damit sie humpelnd noch dazukommen konnte. Verbände zierten sie wie Mumien auf einer Schrecknachtsfeier.
Manche, wie Ferdinand, bluteten noch aus unverheilten Wunden. Martin Behaims Hand war dick eingebunden, nachdem Griffo ihm die Finger einzeln abgeschnitten hatte als makaberes Präsent für Bethsaba.
Andere, wie Salzbart, hatten merklich Wunden in der Seele erlitten. Oder beides.
Bei denen, die unter Griffo am meisten gelitten hatten, zog eine Wolke über die Gesichter, als Luca von diesem anderen Griffo, den kaum einer der Anwesenden kann, sprach. Aber Salzbart fand für einen Moment das Lächeln des Lachenden Zwergen zurück und nahm den Wein.
»Ich weiß noch, als wir damals an den Küsten Aglaronds entlangsegelten …«
Die Zeit verging. Einige zerstreuten sich, andere lauschten aber die ganze Nacht den Erzählungen des Salzbartes, der lachte und bunt ausmalend all die Wagnisse erzählte, die er gemeinsam mit dem verflossenen Halbling erlebt hatte. Geschichten von einem Jahrhundert beinahe.
»… und seitdem ist der Import von Apfelmus in Tay verboten. So wahr ich hier sitze, so war’s, murgmal.«
RE: Wind in den Schatten -
Samy - 11.12.2022
((Aktion zur Info-Beschaffung))
Im belagerten Valgard begann Luca mit Ihrer in der Gruppe abgesprochenen Informationsbeschaffung, was die Streitkräfte des Gegners und die der Verteidiger betraf.
Sie richtete sich einen höher gelegenen Beobachtungsposten ein und ließ durch ihre Mannschaft die feindliche Flotte tags und nachts beobachten: wie agieren sie, wo ist das Flagschiff, kommen Versorgungsschiffe, wie weit sind andere Schiffe mit Verstärkung vom Flagschiff entfernt. Dazu sollte das natürliche und unnatürliche Wetter genau beobachtet werden: Flut und Ebe-Wechsel, der Sturm, die vorherrschenden Winde, die Strömung des Flußdeltas.
Bei den Valgardern versuchte Luca, die Verteidigungskräfte zu inspizieren und eventuelle Anregungen anzubringen. Natürlich kontne sie sich kaum wirklich beherrschen dabei auf die Erfahrungen fünf Jahre zuvor einzugehen, wenn jemand von den Streitkärfte der Siedlung ihre Kampferfahrung in Frage stellte. Auch die Valgard noch verbleibenden Schiffe wollte sie inspizieren sowie wie damals alternative Kampfmöglichkeiten mit allen zusammen erdenken, z.B. den Einsatz von Feuerflößen oder magischen Eisschollen im Strom des Flußes hinaus aufs Meer.
RE: Wind in den Schatten -
Samy - 12.12.2022
((Ergänzung zum Ziel der Aktion))
Ziel der ganzen Anstrengungen war mehr über den Aufenthaltsort des Großadmirals in Erfahrung zu bringen. Sollange die Belagerung andauerte und der Feind sich in der besseren Position glaubte, war der Großadmiral weg von der Bucht und zumndiest theoretisch in direkter Reichweite. Würde die Bucht sich ebfreien können udn die Verstärkung zu früh kommen, würde der Großadmiral vielleicht zu fliehen versuchen und ihnen entkommen können. Aber er musste endlich aufgehalten werden, trotz des Risikos: hier und jetzt war er dort draußen. Es fehlte nur ein Weg zu ihm!
RE: Wind in den Schatten -
Durgarnkuld - 13.12.2022
Den höchsten Punkt hatte man zweifellos von dem Herzogshügel aus, wo die Loyalisten und Adligen hausten. Hier war auch Kearas Turm weiterhin im Ausbau – womöglich würde sie Luca ja zubilligen, von dort oben aus zu spähen.
Die Piratenflotte sah man mehr am Horizont – von der Landmasse aus war es schwierig mehr zu erkennen als den Ring geschlossener Schiffe. Von der Seeseite aus wären derlei Bewegungen sicher erkennbar.
Da Lucas Schiff unmöglich in den Hafen hatte einlaufen können, war die Frage, wo ihre Mannschaft war. Sollte ihr Schiff in sicherer Entfernung mit der Mannschaft die Bewegungen von der Seeseite aus beobachten und via magischen Botschaften antworten, die man an sie schickte?
Oder war sie komplett mit Beibooten mit nach Valgard gekommen?
Glücklicherweise war das seetanggrüne Flaggschiff des Groß
kapitäns, die den einschüchternden Namen
»Flottenbruch« trug, unschwer in der Mitte des Schiffsrings zu erkennen. Er präsentierte sich offen und offenkundig ohne jegliche Sorge.
Die Beobachtung des Wetters erwies sich mit Hoffnung auf Regelmäßigkeit als ernüchternd. Es war pures Chaos, unvorhersehbar, selbst für erfahrene Seeleute. Umberlees Zorn ergoss sich hier und die Furienkönigin war wankelmütig wie keine Zweite. Die Winde waren zumeist harsch und heftig, der Regen, der sich auf Valgards Festland konzentrierte, mal schon fast leicht ätzend, mal mehr wie Graupel. Er erschwerte zu allem Überfluss auch eine klare Sicht auf die Dinge. Auch die elektrisierende Spannung war zu riechen und irgendwie … war da ein schwerer, nicht genau einzuordnender Seegeruch. Alt und aus den Untiefen. Während man darüber nachgrübelte, waren da natürlich noch die Untoten, die vor allem jetzt auf der Ostseite noch dezimiert werden mussten.
Die Wasser stiegen vor allem am Strand, der noch umkämpft war, sowie im Kanal – zeitweise war die Brücke, die Ost- und West-Valgard verband, unter Wasser und Bewegungen der Truppen unmöglich. Sandsäcke wurden herangeschafft, um notdürftige den Vormarsch der Wellen einzudämmen.
Direkt inspizieren konnte man die Truppen nicht – die wurden mit strenger Hand von irgendwelchen Offizieren gedrillt. Die genaue Befehlsstruktur war von außen nicht recht erkennbar. Die Oberwachtmeisterin, die die Gruppe bisher herumgeführt hatte, schien einen relativ hohen Rang inne zu haben, zumindest der Reaktion der meisten Gardisten nach zu urteilen. Da Kriegsfall herrschte, wurden auch Bürger zwangsrekrutiert und ausgestattet. Lucas angeführte Erfahrung wurde von den Truppenführern auch eher belächelt. Man war sich nach der Ansprache des Seneschalls mehr denn je bewusst, dass es auf Valgard ankam, damit Amdir nicht dem Untergang geweiht sei.
Klar war aber, dass es die Soldaten bzw. Gardisten gab, die Arkanisten der Magiergilde, die eigene Untote Arbeiten verrichten ließen oder einige der feindlichen auf ihre Seite gezogen hatten, sowie die örtlichen Tempel. Sehr prominent der des Tyrannos, aber auch einige andere Tempelvertreter waren zu sehen. Eine alte Magierin mit wilder Sturmfrisur, die von einem ätzenden, kaum zu beschreibenden Gestank umweht wurde, hatte eine kleine Armee von Mephiten, die durch Valgard flatterten und Kommunikation aufrechterhielten oder Luftangriffe auf Untote ausübten.
Die Schiffe dagegen durfte sie inspizieren – mit Ausnahme des Seneschall’schen Hauptschiffes. Es waren 5 kriegs- und hochseetüchtige Schiffe. 3 davon waren in bestem Zustand (eingeschlossen des Seneschall Schiffe), 2 waren noch etwas beschädigt von Piratenüberfällen der letzten Zeit. Die übrige Valgard-Flotte war in den Jahren der Überfälle offenkundig dezimiert worden. 10 Handelsschiffe wurden derzeit ausgebaut, um einen Vorstoß wagen zu können. Sie würden gegen eine komplette Piratenmannschaft wohl nicht lange bestehen, aber etwas Zeit schinden.
Der Wellengang machte es eigentlich unmöglich, ohne selber auf mächtige Magie zurückzugreifen, Flöße aufs Meer zu senden. Die Wellen rollten wie berittene Lanzenträger gegen das Festland.
Die Sorge, dass Verches fliehen könne, war natürlich berechtigt. In seiner jetzigen Position hielt ihn wenig davon ab, einfach zu drehen und zurück in die Piratenbucht oder auf hohe See zu segeln.
Wollte man sichergehen, dass es kein entkommen gab, würde man die Piraten tiefer in die Bucht locken müssen. Ob mit einem Opferlamm oder einem verzweifelt anmutenden Vorstoß oder einem ganz anderen Manöver war wohl den Denkern überlassen.
RE: Wind in den Schatten -
Durgarnkuld - 20.12.2022
Der Schlachtplan war gefasst.
Die valgarder Führung teilte die Bedenken, dass Grandvallimos beim ersten Anzeichen von Niederlage einfach auf und davon segeln werde, entsprechend gewagt war das Manöver, welches aus ihren Reihen kam.
Das, was von der Flotte Valgads übrig geblieben war, wurde bemannt, allen voran das Schiff des Seneschalls, der in See stechen werde, um Verches herauszufordern. Solch einer Einladung konnte der gierige Pirat nicht widerstehen, so die annahme. Fiel der Seneschall, fiel Valgard. Sobald sich die Piraten auf die Schiffe der Verteidiger stürzen würden, tiefer in die Bucht, die ihr Seegrab werden sollte gelockt, müsse die Verstärkung, die Flotte aus der Piratenbucht, schon absehbar sein.
Derweil oblag es den Schattenwinden zu Lucas Schiff, der
Danlianthol, die an der Küste des Hirschdeltas ankerte, zurückzukehren und bei diesem Vorstoß von hinten zuzuschlagen. Natürlich wäre ein offener Seeangriff allein Selbstmord. Aber es bot einen guten Ausgangspunkt, um in magischen Wolken verhüllt, zusätzlich getarnt von einem Schwarm Dampfmephite aus dem Beschwörungskreis von Cruella Finsterbusch, an Verches’ Schiff selbst zu gelangen. Gleichsam sollten die Mephite von Magma und Feuer Unruhe stiften auf den restlichen Schiffen und so auch der Valgard-Flotte Zeit kaufen. All das sollte die Piratenarmada in eine Lage bringen, aus der es kein Entkommen gab, wenn die verbündeten Konzilskapitäne anrückten.
Einzig beunruhigend blieb, was die Umberliten bislang getrieben hatten. Das Aufgebot an Untoten war sicherlich nicht das letzte gewesen. Es lag etwas schicksalhaftes in der Luft. Würden sie es aufhalten können, ehe es Valgard und einen guten Teil der Insel verschlang?
RE: Wind in den Schatten -
Durgarnkuld - 29.01.2023
Die Stunde war nach so langer Zeit endlich gekommen. Der (See)Schlange den Kopf abschlagen, so war der Plan gewesen.
Aber was, wenn man es mit einem achtarmigen Kraken zu tuen hat?
Gemeinsam hatten die Schattenwinde auf Lucas Schiff übergesetzt und sich in Positur gebracht, begleitet von ihrer valgardischen Unterstützung in Form von Seara Keara, der enigmatischen Violetta und natürlich Cruella Finsterbusch und ihrem Mephitaufgebot, allen voran der griesgrämige Cocoboro, der allen einen qualvollen Tod wünschte, wann immer er die spiegelnden Zähne knirschen ließ.
Eine graue Wand, so wirkte es, hatte sich in der Südwindbucht aufgetürmt. Sturmwolken zogen sich dichter und dichter, der Belagerungshalbring um die Bucht aus der Flotte von Verches tanzte unbekümmert scheinbar auf den aufgebrachten Wellen, die von Umberlees Zorn und Vergeltungssucht zeugten.
Fünfzehn valgarder Schiffe waren das Aufgebot, welches übrig war. Zehn davon in kürzester Zeit hergerichtete Händlerschiffe, die für den Kriegseinsatz und die Hochsee nicht taugten. Als das Zeichen kam, dass die Verstärkung bald genug eintreffen werde, zögerten und zauderten die ehemaligen Ascheinsulaner jedoch keinen Augenblick. Das Flaggschiff des Seneschalls selbst war gut sichtbar in der Mitte des Vorstoßes und wie erhofft schluckte der gierige Großkapitän den Köder. Der Belagerungshalbring zog sich enger, fiel in die Bucht ein, um selbst das feindliche Oberhaupt in einem entscheidenden Schlag direkt zu erledigen.
Wie abgesprochen stiegen die Schattenwinde und ihre Verbündeten in grauen Überwürfen getarnt als Wolken empor, begleitet von einem Schwarm aus Mephiten, die bereits Tod und Feuer vom Himmel auf die Flotte von Grandvallimos regnen ließen. Ihr Ziel war klar vor Augen: das seetanggrüne Pinassschiff, die
Flottenbruch.
Zur raschen Landung durch einen Ogermagier gezwungen sammelten sie sich und erwehrten sich der fanatisch loyalen (oder eben von Furcht angetriebenen) Mannschaft Verches’, als das Unheil, welches sich über die letzten Tage angekündigt hatte, aus der Bucht hervorbrach.
Die Umberliten waren selbstredend nicht untätig gewesen und der Aufmarsch der Ertrunkenen nur ein Vorgeplänkel gewesen. Mit den lauten Rufen des Großkapitäns, die über die gesamte Bucht brandeten wie eine unaufhaltsame Welle eigener Gattung, erhob sich die Kreatur der Tiefen.
Und nun issssst eure erbärmliche Ssssstunde gekommen, Valgard! Sssssssehet die MACHT Umberleesssss! Die Macht ihresssss Championsssss!
Erst ein Arm. Dann ein Zweiter. Ein Dritter. Der wulstige Kopf. Das Wahrzeichen des Kraken erhob sich, herbeigerufen vom Auserwählten der Furie und ihrer Priesterschaft. Ein Riesenkraken, dessen gewaltiger Leib den Großteil der Bucht ausfüllte und mit erschreckender Leichtigkeit begann die Valgardschiffe wie Spielzeuge aus dem Wasser zu heben oder mit geschleuderten Blitzen zu verbrennen.
Schreie wurden gurgelnd ertränkt und berstendes Holz erfüllte die Gewässer. Eine Urgewalt, wie man es von Umberlee erwarten durfte, begann zu wüten. Einer Macht, der eine Insel niemals gewachsen sein konnte.
Der Lage angemessen kämpften sich die Abenteurer verzweifelt wie zornig und angespornt durch die Mannschaft des Schreckenspiraten, nur um kurz vor ihrem Ziel von dem Klerus Umberlees einfach über Bord gespült zu werden. Zerstreut und zerschlagen schien das Seemannsgrab nahe, als endlich die Verstärkung aus der Piratenbucht eintraf. Von Seehunden aufgelesen schnitten Mira und ihre Wellenbändiger mitsamt ihres Mentors durch die chaotische Südwindbucht zur Hilfe, um die finale Konfrontation nicht länger aufzuschieben.
Ihrem gemeinsamen Mut war es geschuldet, dass ein Diener Valkurs, eine gewaltige Zaratan, gerufen werden konnte. Die Inselschildkröte, die dem Kraken in Größe kaum nachstand, begann heroisch gegen das Ungeheuer der Tiefsee zu kämpfen.
Schiffe wurden wie Nussschalen umhergeschleudert und kenterten, Riesenwellen von ihrem Aufeinandertreffen schäumten über Valgard, begruben die Docks und allein den aufgetürmten Sandsäcken, die man zur Verstärkung zu notdürftigen Deichanlagen angesammelt hatte, mochte es geschuldet sein, dass nicht ganz Valgard in salzigem Meerschaum unterging.
Derweil stritten die Flotten der übrigen Konzilskapitäne gegen Verches’ Getreue sowie die übrigen Oger Griffos. Magils
Salzbärte fielen über die Ogerschiffe her, die
Delfinprinzlinge fochten elegant und tödlich Seit an Seit mit den
Wellenbändigern gegen die Sklavenjäger und Raubpiraten.
Verches selbst kämpfte letztendlich wie er gelebt hatte bislang: allein. Ein Schreckensfürst an der Spitze ohne Freunde, dessen Macht dem Mut und der Entschlossenheit aller Amdirhelden dennoch zu trotzen vermochte. Lang und hart war der Kampf. Mehr und mehr warf der ungewohnt geordnete Großkapitän, der die Piratenbucht in solch eine Blütezeit geführt hatte mit seinem händlerischen Bestreben sowie Expansionspolitik, die Masken ab. Die Maske der Gelassenheit, als die Rage der Sahuagin ihn erfüllte, die Maske der Unantastbarkeit, als erstes, dickes Tintenblut floss, und die Maske der Menschlichkeit, als seine Arm zu Fangarmen des Kraken mutierten, die Beine zu Quallenschleier. War er je ein Mensch gewesen oder nur ein mutierter Landgänger?
Für den Augenblick blieb keine Zeit, diesen Fragen nachzugehen, als die
Flottenbruch in einen verzehrenden Strudel gezogen wurde. Blutrünstige Haie sprangen aus den wirbelnden Wassermassen und griffen die Schattenwinde unvorhergesehen an. Die Macht des Erwählten Umberlees galt ihrer Domäne in all ihren Facetten. Schon schier überwältigt von den Meeresräubern kamen endlich die Delfine und ihre Reiter, die elfischen und halbelfischen Schönlinge unter Eil’irs Führung, hinzu, um den Helden die benötigte Zeit zu verschaffen.
Jeder Verbündete, den sie über Monde hinweg für ihre Sache gewonnen hatten, zählte, um den Alleinherrscher endlich von seinem Korallenthron zu stürzen. Die wundersame Macht, die den Halbelfen beschützte, legte sich in einem
dramatischen Tanz auch über die Freiheitskämpfer.
Jeder noch so brutale Angriff verfehlte fortan sein Ziel. Unantastbaren Rebellen sah sich Verches gegenüber, deren Verbissenheit selbst dem mächtigen Kraken nach und nach doch zusetzte.
Gleichsam ging der Kampf der Titanen, Riesenkraken und Inselschildkröte, nicht allein zu Gunsten von Umberlees Ungeheuer. Klug wie sie sind, wissen die Oktopoden ihre Verluste einzugrenzen – so erfüllte Tinte die gesamte Bucht, als der Riesenkraken seinen Rückzug antrat, um der angeschlagenen Zaratan zu entkommen. Für Verches, der ebenso merkte, wie sich der Wind zu seinen Ungunsten drehte, gab es jedoch kein Entkommen. In einem letzten Aufgebot von Kampfkraft hielten die Kämpfer ihn ab, über die Reling ins rettende Nass zu entkommen. Es war dreckig und blutig. Keine Spur von Eleganz oder epischem Heldentum. Eher ein Ringen im Schlamm, um die letzten Zuckungen aus dem Meeresschreck zu pressen, mit letzten verschwitzten Anstrengungen ein Ende zu finden.
Aufgespießt und gebunden brabbelte der Piratenfürst letztlich nur noch von einem uneingelösten Versprechen, als sich sein eigentümlicher Akzent nach und nach wie alle anderen Maskenspiele verlor und mit dem letzten Lebensfunken aus ihm wich.
Es war vorbei.
Ein Blick umher, als die halb zertrümmerte
Flottenbruch aus den zusammenstürzenden Wellen des erschöpften Strudels auftauchte, zeugte von dem hohen Blutzoll, den die Schlacht gefordert hatte. Von Valgard standen nur noch zwei Schiffe – eines davon das Schiff des Seneschalls. Überall trieben brennende Trümmer, lagen Leichen im Wasser, das mehr zäher Tinte noch glich. Die Flotte von Verches war vernichtet, aber es hatte viele Leben gekostet. Über allem lag ein gewisser Schmutzfilm, der die Seeschlacht weniger heroisch ausgestaltet hatte, als verzweifelt und schmuddelig. Spätere Zählungen würden
mehr als zweieinhalbtausend Opfern sprechen.
Zumindest das triste Wolkenmeer brach endlich auf und ein paar zögerliche Sonnenstrahlen fielen hinab auf die Pyrrhussieger.
Eil’ir und seine Delfinprinzlinge brachten die Schattenwinde zunächst in die valgarder Bucht, wo noch einiges zu erledigen war.
Keara und Violetta wurden vom zweiten Kriegsschiff ihrer Nation in Empfang genommen und setzten ebenso über auf vertrauten Boden. Mira und Kornelius brachten
Luca zur
Danlianthol, damit sie nach dem Rechten bei ihrer Mannschaft sehen konnte, ehe sie in die Piratenbucht zurückkehrten.
Die zahllosen Nachwehen dieses Konflikts forderten vielerlei Aufmerksamkeit.
Zunächst war da die Südwindbucht, die nun die kommenden Zehntage (und womöglich wäre es noch länger?) voll der dicken Tinte des Kraken war. Für die Fischer wird dies sicherlich ein gewisses Problem, aber die Zauberkundigen begrüßten den unvorhergesehenen Segen und ließen sich literweise den schwarzen Saft zapfen, um ihn für magische Verarbeitung zu nützen. Womöglich eine Einnahmequelle für die einfachen Leute.
Weiters würde Hunger, der seit mehr als einem Jahr die Fischersleute heimgesucht hatte ohne Zuwendung der Obrigkeit, erstmal ausbleiben, da zwei der gewaltigen Fangarme, die groß genug gewesen waren, um riesige Kriegsschiffe mühelos hochzuheben, von der Valkur-Schildkröte abgebissen worden waren und abgeerntet wurden. Ein Nahrungssegen der kommenden Monde!
Ferner waren da die hunderten von Toten, auch wenn man von den erledigten Ertränkten absah, um die sich gekümmert werden musste. Die eigenen Soldaten und vom Kriegsrecht Einberufenen wurden sehr gewissenhaft und ordentlich von den Valgardern gesichtet, gesammelt und ihren Leistungen entsprechend für höhere oder niedere Grabstellen vorgesehen. Wie der Seneschall
Ferdinand angekündigt hatte, würde man ihn gewähren lassen in der Beisetzung der Untoten – aber große Hilfe kam in der Tat nicht von den Gardisten. Dafür waren aber Jergaliten und ein paar Kelemvoriten in der Stadt, die ihm zur Hand gehen würden. Allen voran natürlich seine Mündel, die sogleich durch die Straßen zogen und jeden Soldaten anblafften, der im Weg stand.
Hey man! Pass mal auf, Alter, die haben schon die Leere gesehen! Krasser geht's doch nimmermehr, Brudi.
Mit morbider Jergal-Poesie bewaffnet wurden die geschändeten Leichen zu einer endgültigen Ruhe gebettet, auch wenn sie außerhalb Valgards bestattet werden mussten. Aufgrund der vielen Arbeit war es womöglich sinnvoll, sich Verstärkung aus Mîrhaven zu sichern.
Zum Vierten waren da die erheblichen Schäden in Valgard, die vornehmlich die Docks betrafen. Es hatte auch darüberhinaus Überschwemmungen gegeben, die aber so gut es ging, eingedämmt worden waren. Kein geringer Preis, aber da das düstere Forst endlich ausgewachsen war, hatte man genug Baumaterial, um dies wieder auf Vordermann zu bringen. Und sofern die Aussicht auf eingeschränkte Piratenaktivität rechtens war, würde der Überseehandel wieder mehr Blüte nach Valgard bringen.
Nun gab es noch die Zukunft in der Piratenbucht zu bedenken.
Da leider keiner der Schattenwinde anwesend gewesen war, als es zum Kampf gegen den Wastrilith gekommen war, hatte es einige ihrer Verbündeten schwer getroffen.
Grissvalth war im Kampf gegen den mächtigen Dämon umgekommen und damit eine Stimme der Weisheit unter den wilden Echsenmenschen erloschen.
Mira hatte ihren linken Unterarm verloren – der verbrannt-ätzten Wunde nach zu urteilen, würde auch göttlicher Beistand diese Wunde nicht heilen lassen. Dafür waren die Eier aber gesichert, die Zukunft der Schuppigen in sicheren Händen. In einer symbolischen Geste des einstweiligen Friedens wurde das erste Ei von den drei verbleibenden Konzilskapitänen dem Anführer des größten Echsenstammes,
Slithezran, überreicht. Merklich gab es vor allem von Miras Seite noch Spannungen, aber einstweilen würden Piraten und Echsenmenschen ihre jeweiligen Gebietsansprüche respektieren. Ein überlebender Vertreter des Stammes der
Löwenherzen,
Quækko, würde als dauerhafter Verbinungsechs in der Piratensiedlung verbleiben, um die Relationen zu verbessern und das Erbe von Grissvalth fortzuführen. Die Echsenstämme, die wieder ihre Eier und Zukunft in der Hand hatten, blieben derweil, wie Grissvalth es erhofft hatte, vielschichtig und wurden nicht völlig dominiert von Slithezran.
Das Andere war die künftige Führung der Piratenbucht selbst. Drei Tage traten die übrigen Konzilskapitäne in ihrer Versammlungshalle zusammen, ehe sie vor die Piraten traten, um die gefällte Entscheidung zu verkünden. Zur Überraschung nicht weniger war es
Eil'ir, der künftig das Aushängeschild der Bucht sein würde. Der Mann für die alltäglichen Belange und die Außenrepräsentation. Der Halbelf, dem es in all dem einzig am Mut gemangelt hatte, um dem Schreckpiraten Grandvallimos entgegenzutreten, war merklich aus sich herausgekommen. Mira sah man ihren Stolz deutlich an, als ihr alter Freund seinem vollen Potential wesentlich näher kam in dieser neuen Position.
Magil Salzbart würde sein Hauptpartner sein und sich um das Organisatorische vorrangig kümmern und dabei auch den Nachlass von Verches Büchern genauer sichten. So fiel die Piratenbucht nach so vielen Jahren in die gemeinsame Hand von unwahrscheinlichen Verbündeten von Halbelf und Zwerg. Der stets lächelnde Zwerg hatte im Fahrtwasser dieser großen Schlacht merklich an Unbeschwertheit eingebüßt und einen tiefen Grimm verinnerlicht. Irgendwo da draußen war noch das Flaggschiff von Griffo, die letzten bekannten Kannibalenoger, die die pervertierende Buchseite von Cyric in ihrem Besitz hatten. Er würde sie finden und die Kampfgefährten kontaktieren, auf dass sie gemeinsam einen Weg fanden, den Lügen ein Ende zu bereiten. Niemand sollte solch ein Schicksal finden wie Griffo.
Mira, die einst vielleicht die größten Ambitionen gehabt hatte, neben Verches, etwas hier aufzubauen, war nach ihrem Kampf mit dem Wasserdämon etwas ruhiger geworden. Vielleicht besser: weiser? Es waren subtile Dinge wie sie mit ihrem Mentor, dem Kommodore Reeper, umging, die davon kündeten, dass die Freibeuterin einen etwas anderen Platz für sich erstmal gefunden hatte in den Nachwehen der Schlacht. Sie und ihre Mannschaft würden sich vor allem um die Sicherheit kümmern und dem Umberleeklerus eine harte Verhandlungsfront bieten.
Die Umberliten waren zu sehr ein Teil der Piratenbucht, als dass man wohl je hoffen könnte, sie loszuwerden, ohne diesen Landstrich dem Meer selbst zu überantworten. Gleichsam hatten sie nicht nur unter Verches’ Leuten, sondern auch den meisten freiumherziehenden Piraten die meisten Unterstützter. Ihr Kult würde bleiben – aber einstweilen geschwächt und im Gegenüber zu den Konzilskapitänen. Ein weiterer Spielstein gegenüber den Furien war die Leiche von Verches selbst, die Eil’ir und Mira geborgen hatten und sicher verwahrten. Die Umberliten hatten ein reges Interesse an ihm. Solange er in ihrer Gewalt blieb, hatte man ein nicht unerhebliches Druckmittel für ein gegenseitiges Auskommen.
Wie bislang auch wurden Piratenschiffe durchaus animiert unter einem der Kapitäne zu segeln, aber es bildeten sich auch mehr freie Verbände oder Einzelseeräuber wieder heraus, nachdem mehr Platz für eigene Interessen war.
Die
Sklaverei wurde nun endgültig abgeschafft. Noch geknechtete Echsen oder Humanoide wurden freigelassen und ihnen freigestellt, sich einer der Mannschaften anzuschließen oder sich eine Heimfahrt organisieren zu lassen.
Ein langwieriger Prozess bestand in den Verhören der
Loyalisten von Grandvallimos, die überlebt hatten, etwa beim Piratenbuchtsturm. Wie viel hatte wer gewusst? Wer konnte womöglich sogar helfen, mehr von Verches’ Plänen noch aufzudecken? Viele würden wohl den Tod finden für ihre Beihilfe. Überraschend viele weigerten sich sogar an den Tod des Schreckpiraten zu glauben oder waren selbst bis darüber hinaus treu.
Zuletzt blieben die persönlichen Belange der Schattenwinde noch.
Bethsaba,
Ferdinand und
Limpi erhielten zum Dank für ihren Beistand und wegweisendes Handeln von Eil’ir ein samtenes Sirenenband, einen Kelemvorpanzer und ein Nimbralnebelhemd.
Tork bekam beim nächsten Treffen von Magil eine Bartspange der Alten im Angedenken seiner Weisheit.
Keara wurde in Valgard von der Oberwachtmeisterin und mehreren Frauen, die wie Violetta gekleidet waren, zur Burg geleitet, um vom Seneschall empfangen zu werden; was ihre eigenen Interessen bezüglich der Trophäen, die Verches von ihr dereinst gefordert hatte, anging, fand sie leider weder an seinem mutierten Leibe noch auf dem gegeißelten Schiff etwas. Für sie stand wohl noch ein weiterer Besuch in der Piratenbucht an.
Luca bekam von Mira zwei erlesene Fragmente, die womöglich Teil eines größeren Artefaktes waren und der Kapitänin künftig noch von Nutzen sein mochten. Ferner hatte man in der Seeschlacht das Sklavenjägerschiff,
Lucas Gunst, schwerst zugrunde gerichtet. Hochseetauglich war es nicht mehr. Mira überließ aber Luca die Entscheidung, wie sie mit dem einstigen Schandmal umgehen wollte. Es verbrennen? Umfunktionieren? Oder etwas ganz anderes? Die Ehre sollte der Stimme der See gelten.
Bethsaba und
Ferdinand würden bei all dem, was in Valgard noch zu tun war, sicher auch rasch in einem der Lazarette nach ihrem neugefundenen Schützling
Harrold Buxhaimer fragen. Ihn selbst fanden sie nicht, aber der Leiter des Lazaretts am Herzogshügel verwies sie an die Burg. Ein edelbetuchter Halbling hatte den Knaben nach der Schlacht dorthin beordert und angewiesen, dass wer auch immer nach dem guten Harrold fragt, dorthin zu ihm kommen möge.
Was
Valgard ingesamt betraf, hatte man von Seiten der Stadt aus nur Bruchstücke der gesamten Schlacht beobachten können. Die Valkur-Inselschildkröte war mehr vom Rückenpanzer aus als gewaltige Landmasse, die gegen den Kraken aufbegehrte, gesichtet worden. Die Propagandamaschinerie brummte, als der Heldenmut des Seneschalls vor allem hervorgetan wurde, der sich furchtlos für das Wohl der Nation gegen die feindliche Flotte gestellt hatte und siegreich wie eh und je zurückgekehrt war. Ein Spezialkommando Valgards hatte für die Exekution des Emporkömmlings Grandvallimos einen entscheidenden Beitrag geleistet und wie die Bürger selbst gesehen hatte, erhob sich das Land zu ihren Gunsten, um den Schrecken der Tiefe zu trotzen.
Der Mythos des Schild Amdirs nahm mehr Form an und wer immer die Bürger und Arbeiter sah, die am Wiederaufbau beteiligt waren, merkte ihnen den neugefundenen Elan an. Sie hatten ihren Platz, der auf der Insel so lange strittig war, gefunden. Sie waren die letzte Bastion dieser von Chaos verfolgten Insel. Jeder Dienst an ihrer Nation war ein glorreicher Beitrag an dieser hehren Berufung.